131 GESCHIRRSPÜLER GESCHIRRSPÜLER Schaut Britta Wiegelmann auch mal etwas tiefer ins Glas? Sie lacht. «Ja», sagt sie, «ins leere! Um sicherzugehen, dass es sauber ist.» Nein, der hausfrauliche Typ ist sie nicht. Der gastliche, ja: «Ich habe das Haus gerne so richtig voll.» Dann stellt sie eine Lammkeule auf den Tisch und ein, zwei Flaschen Wein dazu, «und dann wär‘s doch schade, der Châteauneuf würde nach Schrankmuff oder Spülmittel riechen.» Immer zuerst den Geruchstest zu machen, das hat sie am allerersten Tag ihres Studiums an der Fakultät für Önologie in Bordeaux gelernt. Und auch gleich das Gegenmittel dazu: «Kurz ins Glas hauchen, so dass es beschlägt, ähnlich wie beim Brillenputzen. Der Dampf lässt Fremdgerüche verfliegen.» Sie wirft einen Blick auf ihren Geschirrspüler und scherzt: «Sozusagen die Urform des SteamFinish.» Seit 20 Jahren bummelt Britta Wiegelmann als Journalistin, Wein- expertin und Verkosterin durch die Welt des Genusses. Man kennt sie unter anderem als Kolumnistin und Videobloggerin. Ihr jüngstes Baby heisst «taste! – Das Genussmagazin» (www.tastemagazin.ch), eine Online-Plattform rund ums Essen, Trinken, Reisen und Leben. Dort verrät sie neben ihren Lieblingsrezepten und -adressen etwa, was gegen Rotweinpelz auf der Zunge hilft («Sojamilch!»), welchen Wein man stilgerecht aus dem Wasserglas trinkt («Txakoli, einen Weissen aus dem spanischen Baskenland.») und wie man Korkschmecker entlarvt («Mit warmem Wasser.»). Ein Glas für alle Fälle Ihr Credo: Wein kann jeder, das ist nicht kompliziert. So sind die Gläser, die in ihrer Küche kopfüber in einem Rack hängen, fast sämtlich die gleichen. «Verschiedene Modelle machen Freude, sind aber kein Muss. Aus einer langstieligen, geräumigen Tulpe kann man alles trinken, sogar Champagner.» Und sie wandern ausnahmslos in den Geschirrspüler. «Für eine Reportage durfte ich mal hinter die Kulissen des Orient- Express schauen. Die Küche ist kaum handtuchgross und spartanisch ausgestattet – da werden alle Gläser per Hand mit kaltem Wasser gespült! Für mich wäre das nichts. Allein schon, weil ich im Gegensatz zu meiner Spülmaschine öfter mal ein paar zerbreche…» Schreckgespenst Schrank Noch mehr Tipps? «Weingläser im Schrank nie auf den Kopf stellen, sonst können sich im Kelch Gerüche sammeln. Falls es doch mal müffelt, einfach mit dem Kurzprogramm des Geschirrspülers auffrischen.» Am Ende eines fröhlichen Abends macht sie es sich leicht: «Nach einer grösseren Runde lasse ich die Maschine zweimal laufen, einmal für Geschirr und einmal für Gläser.» Übrigens: Bei Tisch wechselt sie gerne öfter den Wein, aber nur selten das Glas. «Das tun Winzer auch nicht», winkt sie ab und erzählt, dass viele Weinmacher in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis beim Dinner al fresco die Reste auch gerne mal in die Böschung giessen. «Das mag ich so an diesem Menschenschlag: Winzer wissen zu geniessen!» Ganz unkompliziert. «AUS EINER LANGSTIELIGEN, GERÄUMIGEN TULPE KANN MAN FAST ALLES TRINKEN, SOGAR CHAMPAGNER.» Britta Wiegelmann, Weinjournalistin und diplomierte Verkosterin