Im Gespräch mit Adrian Ineichen

Adrian Ineichen ist seit Juni 2015 Chief Financial Officer und zudem Leiter des Segments Immobilien.

«Ich sehe die Finanzen als Dienstleistungsbereich, der dem gesamten Unternehmen Support bietet. Das heisst, ich sehe mich in der Verantwortung, den Führungskräften transparente Informationen für Entscheide zur Verfügung zu stellen, auf Entscheide in Bezug auf die betriebswirtschaftliche Relevanz einzuwirken, aber auch Entscheide rückwirkend zu analysieren, um aus allfälligen Fehlern lernen zu können.»

Herr Ineichen, Sie arbeiten seit Dezember 2005 bei V-ZUG. Was war der schönste Moment, den Sie bisher erleben durften?

Davon gibt es natürlich viele. Ein sehr schöner Moment war für mich zum Beispiel die Eröffnung des V-ZUG Studios Shanghai im November 2014. Auf diesen Tag blicke ich gerne zurück. Ein weiterer, unter anderem auch emotionaler Moment ist noch gar nicht so lange her: Das war der Börsengang im Juni 2020 – ein äusserst bedeutender und zukunftsweisender Tag für die V-ZUG Gruppe.

Der Börsengang ist sehr positiv verlaufen, das ist unter anderem auch Ihr Verdienst. Wie möchten Sie als Chief Financial Officer weiter zum Erfolg von V-ZUG beitragen?

Ich sehe die Finanzen als Dienstleistungsbereich, der dem gesamten Unternehmen Support bietet. Das heisst, ich sehe mich in der Verantwortung, den Führungskräften transparente Informationen für Entscheide zur Verfügung zu stellen, auf Entscheide in Bezug auf die betriebswirtschaftliche Relevanz einzuwirken, aber auch Entscheide rückwirkend zu analysieren, um aus allfälligen Fehlern lernen zu können. So müssen wir immer wieder neu bewerten: Gehen unsere Entscheide und Massnahmen in die richtige Richtung? Viele sehen das Departement Finanzen als Zahlenwälzer. Es ist aber mehr als das, denn letztlich endet jeder einzelne Entscheid in unserer Bilanz. Dort zeigt sich dann unausweichlich, ob wir die richtigen Entscheide getroffen haben.

Sie sprechen sehr passioniert von Ihrer Arbeit. Waren Zahlen schon immer Ihre Leidenschaft?

Ja das kann man tatsächlich so sagen. Die Begeisterung für Zahlen hat sich bereits als Kind entwickelt. Mein Patenonkel war Finanzchef in einem grösseren Unternehmen. Ich fand das faszinierend und fing an, mich mit Zahlen zu beschäftigen. Als Kind erstellte ich für alles Mögliche Ranglisten und Statistiken. Mit 13 Jahren war ich Interviewgast in einer Radiosendung zum Thema Sackgeld. Für mich war klar, dass ich meine Ausbildung im Bereich Finanzen absolvieren werde. Dass mir dann auch die Berufspraxis so zugesagt hat und auch heute immer noch grosse Freude bereitet, anerkenne ich als ein grosses Geschenk.

Wie würde Ihr bester Freund Sie beschreiben?

Zuverlässig, aufrichtig, bodenständig. Ich finde, es ist sehr wichtig, dass wir jeden Tag lachen können. Ob zuhause oder bei der Arbeit: Es ist wunderschön, mit anderen zu lachen.

Der Börsengang im Juni 2020 war ein grosser Moment – hat er Sie auch zum Lächeln gebracht? 

Ja, absolut! An diesem Tag waren wir an der Schweizer Börse in Zürich bei der Eröffnung des Handels dabei. Als der Aktienkurs auf der Anzeigetafel aufleuchtete, war das ein ganz besonderer und denkwürdiger Moment.

Wo sehen Sie jetzt und in der Zukunft Herausforderungen für unser Unternehmen? 

Unsere grössten Herausforderungen sind auch unsere grössten Chancen. Wir stehen in Konkurrenz zu viel grösseren Unternehmen, die ganz andere Ressourcen zur Verfügung haben. Unsere geringe Grösse ist jedoch auch unser Vorteil: Wir sind schlanker und unkomplizierter und können daher schneller reagieren. Um langfristig erfolgreich zu bleiben, ist es für uns unter anderem wichtig, den Umsatzanteil in unseren internationalen Märkten zu erhöhen.

Auf welche Herausforderungen konzentrieren Sie sich im Moment am meisten? 

Ich konzentriere mich derzeit auf die Ergebnisse und die Cashflow-Entwicklung unseres Unternehmens. Die stotternde Weltwirtschaft im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie war ein Faktor, der grosse Schwierigkeiten für die Versorgungsketten und erheblich höhere Einkaufskosten verursachte. V-ZUG ist nicht unbeschadet davongekommen. Wir kämpfen seit einigen Monaten darum, unsere Lieferqualität wieder auf das Niveau zu bringen, das unsere Kundinnen und Kunden gewohnt sind. Um unsere Lieferfähigkeit zu verbessern, haben wir unsere Lagerbestände, insbesondere bei Komponenten, Halbfabrikaten und Handelsware, deutlich aufgestockt, was einer Vorinvestition gleichkommt und eine negative Vorwirkung auf den Cashflow hat. Auch die deutlich höheren Einkaufskosten beeinflussen unmittelbar unser Ergebnis. In der Regel dauert es etwa neun bis zwölf Monate, bis sich die Verkaufspreiserhöhungen vollständig auswirken. Die derzeitige Lage ist für uns alle sehr schwierig: Es gibt ständig Unsicherheiten, und wir müssen mehr denn je ausgesprochen flexibel sein. Ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Entscheide getroffen und die richtigen Massnahmen eingeleitet und umgesetzt haben. Daher kann ich trotz der gegenwärtigen Herausforderungen mit Vertrauen in die Zukunft blicken. 

Welche Tendenz sehen Sie mittel- bis langfristig für V-ZUG? 

V-ZUG wird auch in zehn Jahren noch ein Juwel sein: Marktführer in der Schweiz mit einem relevanten Anteil am internationalen Umsatz. Die neuen Produktionsprozesse sind eingeführt, die Belegschaft wird gehalten oder sogar erweitert. Für mich ist es bei meiner Arbeit die grösste Motivation, heute wie künftig unseren Mitarbeitenden sichere Arbeitsplätze in einem Unternehmen mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit zu bieten zu können.

«Unsere grössten Herausforderungen sind auch unsere grössten Chancen. Wir stehen in Konkurrenz zu viel grösseren Unternehmen, die ganz andere Ressourcen zur Verfügung haben. Unsere geringe Grösse ist jedoch auch unser Vorteil: Wir sind schlanker und unkomplizierter und können daher schneller reagieren.»

Über Adrian Ineichen 

Adrian Ineichen ist eidg. dipl. Experte in Rechnungslegung und Controlling und verfügt über einen eidg. Fachausweis in Finanz- und Rechnungswesen der KV Business School Zürich. Adrian Ineichen ist seit 2015 Leiter des Departements Finanzen (CFO) und Mitglied der Geschäftsleitung. Seit Juni 2020 leitet er auch das Segment Immobilien. Seine V-ZUG Karriere startete bereits 2005 als Abteilungsleiter Finanz- und Rechnungswesen. Von 2014 – 2015 war er zudem als Head of Finance & Controlling bei der V-ZUG (Shanghai) Domestic Appliance Co Ltd in Shanghai tätig. Bevor er zu V-ZUG stiess, war Adrian Ineichen in verschiedenen Positionen als Controller bei Panalpina, in Basel und Hongkong tätig. Davor hatte er verschiedene Management- und Controller-Positionen bei Collano Adhesive in Sempach inne.